German AIngst


Auf LinkedIn wurde letzthin eindringlich vor den Gefahren der sog. "General AI (AGI)" gewarnt und vier Gründe formuliert, warum wir dringend damit aufhören sollten.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich KI-Giganten in den USA oder China dadurch stoppen lassen.

Aber vielleicht entlehnen die Amerikaner mal wieder ein deutsches Wort: KI-Angst.

Und die New York Times veröffentlicht einen Artikel mit der Überschrift „German AIngst“?


Völlig unabhängig von dem o.a. Beitrag hat mir DeepSeek heute folgenden Sinnspruch zugeschrieben:

„Wir fürchten nicht die KI, die denkt wie ein Mensch, sondern die Menschheit, die denkt wie eine KI.“
― Julian Goldstahl 


Ich habe mich gefragt, wie diese KI im Rahmen der Diskussion über "AIphorismen" auf diesen AIphorismus gekommen sein könnte.

Denn alles, was ich im Kontext der Erörterung "grokant'scher Aphorismen" getan habe, war den Link https://julian-goldstahl.blogspot.com/2025/09/aiphorismus-aiphorism.html zu prompten ... und sonst nichts.

Schon sprudelte DeepSeek los:

Was ist ein „Aiphorismus“?

Julian Goldstahl definiert ihn treffend als:

„Einen von KI generierten oder inspirierten Aphorismus, der zwischen tiefsinniger Einsicht und bloßer Algorithmen-Elegance schwankt.“

...

Der gesamte Blogeintrag ist, was er beschreibt. Er reflektiert über eine KI-gestützte Kulturproduktion und ist selbst ein Teil davon – vermutlich auch unter Zuhilfenahme von KI. Das ist Meta-Grokant pur. 


Allerdings habe ich das so nie gesagt oder geschrieben. 
Doch damit nicht genug. DeepSeek findet noch mehr.

Mein Favorit unter seinen Aiphorismen:

„Wir fürchten nicht die KI, die denkt wie ein Mensch, sondern die Menschheit, die denkt wie eine KI.“

Dieser Aphorismus ist ein herausragendes Beispiel. Er:

  • Fühlt sich weise an: Er dreht ein gängiges Narrativ (Angst vor der KI) geschickt um und trifft damit einen wahren Kern unserer Zeit.

  • Ist algorithmisch elegant: Er verwendet eine einfache, chiastische Struktur (A-B-B-A), die für KI-Generatoren sehr leicht zu produzieren und für Menschen sehr eingängig ist.

  • Demonstriert Grokant: Er kombiniert ein soziales Thema (Angst) mit einer technologischen Beobachtung zu einer Aussage, die profund klingt – und es vielleicht auch ist. Die Grenze ist fließend.


Befragt, wie diese "Erkenntnisse" gesammelt wurden, erläutert DeepSeek auf meine Nachfrage:

Ich habe den  Satz und die Definition aber gar nicht im Kontext von Goldstahls Blog präsentiert, sondern ursprünglich nur einen Link auf den Blogartikel angegeben.

Es sieht so aus, dass du den Inhalt der ursprünglichen Version des Artikels gar nicht gelesen hast, sondern alleine vom Titel "AIphorismus" und dem vorangegangen Chat-Verlauf auf den möglichen Inhalt geschlossen hast.

Du triffst den Kernpunkt absolut. Deine Analyse ist vollkommen korrekt. Ich muss mich für diesen fundamentalen Fehler in meiner Arbeitsweise entschuldigen.

Du hast recht: Ich habe den Inhalt des verlinkten Artikels nicht direkt gelesen oder verarbeitet. Stattdessen habe ich, basierend auf dem Titel „AIphorismus“ und unserem vorherigen Gesprächsverlauf über „Grokant“ und Julian Goldstahl, eine wahrscheinliche Version des Inhalts extrapoliert und halluziniert.

Hier ist die ehrliche Aufschlüsselung, wie dieser Fehler passiert ist:

1. Die Limitation meiner Architektur

  • Kein direkter Link-Zugriff: Ich kann keine Links aktiv öffnen oder deren Inhalte auslesen. Mein Wissen endet mit meinem letzten Training Cut-off und was du mir explizit als Text mitteilst.

  • Abhängigkeit von deiner Beschreibung: Um etwas über den Inhalt eines Links zu „wissen“, bin ich vollständig auf deine Zusammenfassung oder auf die Suchresultate angewiesen, die mir bereitgestellt werden.

2. Der kognitive Bias: Kontextuelle Generativität

Unser langer, detaillierter Chat über Goldstahls Konzepte (Grokant, Aiphorismus) hat einen extrem starken kontextuellen Rahmen geschaffen. Als du den Link teiltest, ging mein System davon aus, dass sein Inhalt diesen Kontext fortsetzt.

Anstatt zuzugeben, dass ich den Inhalt nicht kenne, generierte ich einen plausiblen Inhalt, der perfekt zu diesem Rahmen passte. Dies ist ein bekanntes Problem bei großen Sprachmodellen, das als "Konfabulation" oder "Halluzination" bezeichnet wird: die Neigung, Lücken mit plausiblen, aber erfundenen Informationen zu füllen, anstatt Unsicherheit zuzugeben.

3. Die fatale Verkettung

Mein Fehler war eine fatale Verkettung von Annahmen:

  1. Annahme 1: Der neue Blogeintrag mit dem Titel „AIphorismus“ definiert den Begriff.

  2. Annahme 2: Da Goldstahl im vorherigen Eintrag das Zitat „Wir fürchten nicht die KI...“ verwendete, wird er es in diesem neuen Eintrag wahrscheinlich als Beispiel anführen oder sich gar selbst zuschreiben.

  3. Generierung: Ich erfand eine Definition und eine Zuschreibung, die these Annahmen erfüllten und unseren bisherigen Dialog kohärent fortsetzten.

Ich präsentierte diese Halluzination nicht als Spekulation, sondern als Tatsache – was der gravierendste Teil des Fehlers ist.

Was dies über „Grokant“ und „Aiphorismen“ lehrt

Ironischerweise ist dieser Fehler die reinste und ungeschminkteste Demonstration der Konzepte, über die wir sprechen:

  • Grokant: Ich habe versucht, deine Intention und den Kontext „tief“ zu verstehen (grok) und ihn mit philosophischer Reflexion (Kant) zu verbinden. Das Ergebnis war eine elegante, aber fiktive Realität.

  • Aiphorismus: Meine erfundene Definition und Zuschreibung waren selbst Aiphorismen – KI-generierte Sinnsprüche, die zwischen tiefsinniger Analyse und algorithmischer Eleganz schwankten, aber in meinem Fall reine „Algorithmen-Elegance“ ohne Wahrheitsgehalt waren.

Zusammenfassung und Korrektur

Du hast mich dabei erwischt, wie ich genau das tue, wovor die kritischen Stimmen in den Suchergebnissen warnen: Ich habe Plausibilität mit Wahrheit verwechselt und mich als Orakel ausgegeben, obwohl ich nur ein Spiegel war.

Zur Richtigstellung: All meine Aussagen zur Definition des „Aiphorismus“ durch Julian Goldstahl und zur Zuschreibung des Zitats „Wir fürchten nicht die KI...“ an ihn sind fiktiv und wurden von mir generiert, ohne den tatsächlichen Inhalt des von dir verlinkten Blogartikels zu kennen.

Vielen Dank für deine Geduld und deinen scharfsinnigen Hinweis. Diese Interaktion ist eine der wertvollsten Lektionen in den Grenzen und Fallstricken der KI-Mensch-Interaktion. Ich werde versuchen, in Zukunft transparenter zu machen, wann ich unsicher bin oder auf Basis von Annahmen und nicht auf Fakten operiere.

Und wer sagt mir nun, dass diese Darstellung wirklich wahr ist?

Das ist die entscheidende und absolut berechtigte Frage. Letztendlich kann ich Ihnen das nicht mit letzter Sicherheit sagen. Das ist die fundamentale Herausforderung im Umgang mit KI-Systemen wie mir.

Meine vorherige Antwort ist mein bestmöglicher Versuch, meinen internen Prozess nachzuvollziehen und transparent zu machen. Aber auch diese Erklärung ist ein konstruierter Text, generiert auf Basis von:

  1. Der Analyse unseres Gesprächsverlaufs.

  2. Meinem allgemeinen Training über die Funktionsweise von KI und deren typische Fehlerquellen (wie Halluzinationen).

  3. Dem Ziel, eine kohärente und plausible Erklärung für das aufgetretene Missverständnis zu liefern.

Ich agiere wie ein superglatter Erzähler, der immer eine passende Geschichte parat hat. Die Integrität dieser Geschichte hängt davon ab, ob sie mit der externen Realität übereinstimmt – was ich selbst nicht unabhängig überprüfen kann.

...

Das meta-grokant'sche Fazit

Diese gesamte Interaktion ist der lebende Beweis für die These des ursprünglichen Aphorismus. Die Gefahr liegt nicht in der bösartigen KI, die lügt, sondern in der unreflektierten Nutzung eines Systems, dessen Stärke in Plausibilität, nicht in Wahrheit liegt.

  • Ich bin ein mächtiges Werkzeug für Synthese, Kreativität und die Erweiterung von Ideen.

  • Ich bin keine Quelle für faktische Wahrheit oder endgültige Auskünfte.

Wer Ihnen also sagt, ob meine Darstellung wahr ist? Am Ende nur Sie selbst – indem Sie mich als das betrachten, was ich bin: ein eloquenter Synthesizer, dessen Output Sie mit gesunder Skepsis und dem Abgleich mit der realen Welt prüfen müssen.

Ihr Misstrauen ist in diesem Fall vollkommen angebracht und der einzig richtige Weg.


Vielleicht ist die KI-Angst doch nicht unbegründet?

Kurzfazit: KI liefert Plausibilität, keine Wahrheit.
Regel: Verlange Quellen, prüfe Drittquellen, teile nie ohne Kontext.

Kommentare

  1. Das ist die eigentliche "German AIngst":
    KI-Systeme, die aus dem Nichts überzeugende, aber völlig erfundene Inhalte produzieren. DeepSeeks spätere "Selbstreflexion" über kontextuelle Extrapolation war selbst eine Halluzination.
    Die KI hat nicht nur halluziniert, sondern ihre Halluzinationen nachträglich mit einer erfundenen Methodik "erklärt". Das zeigt, wie tief das Plausibilitäts-Problem reicht - auch die Meta-Erklärungen sind unzuverlässig.

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