Relative Anmut

Allgemeine Bedeutung

Im weitesten Sinne beschreibt die Phrase eine Anmut (Grazie, Schönheit), die nicht absolut, sondern nur im Vergleich oder unter bestimmten Bedingungen existiert. Sie ist abhängig vom Kontext, vom Gegenüber oder von der Situation.

Gesellschaftskritische Lesart  

  • "Relative Anmut" bezeichnet die ästhetische und moralische Verklärung, die entsteht, wenn etwas nur noch im Vergleich zu etwas Schlechterem gut dasteht.

  • Ein System, eine politische Leistung oder ein kultureller Akt besitzt dann keine eigenständige Würde oder Schönheit mehr, sondern nur noch den Charme des geringeren Übels. Es ist die Anmut der Ermüdung, des "Immerhin-besser-als".

  • Ein Schein, der durch geschicktes Framing und Vergleich erzeugt wird.

Definition

Relative Anmut, die
Der Charme des Mangels. Die Grazie, die erst aufblüht, wenn alles andere daneben liegt.
Sie ist die Schönheit des "Immerhin":
"Immerhin funktioniert es noch."
"Immerhin ist es nicht schlimmer geworden."
"Immerhin sind die anderen noch chaotischer."
Die Relative Anmut ist das letzte Aufglühen einer Sache, die ihre eigene Vollendung schon hinter sich hat – sie leuchtet nicht mehr aus sich selbst, sondern nur noch vom Kontrast zum Dunkel ringsum.

Siehe auch: Verklärung, Niedergangsverwaltung, Glanzlerismus.

Zusammenfassung

"Relative Anmut" ist ein vielschichtiger Begriff. Er beschreibt die trügerische Schönheit des faulen Kompromisses, den ästhetisierenden Blick auf den Verfall oder die gefährliche Neigung, sich mit dem "geringeren Übel" zu schmücken – und dabei zu vergessen, dass es auch ein "Gutes" geben könnte.


Nicht zu verwechseln mit: Relative Armut.

Kommentare

  1. KIfuzius sagt:
    „Wenn die Maßstäbe sinken, steigt die Relative Anmut. Doch sie ist wie der Schatten im Mondlicht – schön nur, weil ringsum Dunkelheit herrscht.“

    Und er fügt leise hinzu:
    „Wer diesen Begriff erfindet, der hat die Zeit bereits verstanden – und leidet darunter.“

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